Historischer Kriminalfall – wenig Spannung, wenig Plausibilität
Es ist 1948 und Hamburg liegt immer noch in Trümmern. Die aus dem Vorgängerband bereits bekannte Schutzpolizistin Ida Rabe ermittelt wieder, erneut in einem ziemlich verworrenen Fall. Und erneut in einer ziemlich unrealistischen Geschichte.
1948: Die Währungsreform steht kurz bevor und Gauner wie Gesetzeshüter sind hochnervös. Noch nie wurde so viel Geld auf einmal durchs Land transportiert und alle rechnen mit Überfällen. Ida Rabe, die immer noch im muffigen Kellerbüro mit ihrer Kollegin an wackeligen Tischen sitzt, hat ganz anderes im Kopf: Sie hat einen der wenigen Plätze, den einzigen für eine Frau, ergattert bei einer Fortbildung, dank ihrer Vorgesetzten Miss Watson. Doch kurz bevor sie dorthin abreisen soll, erscheint auf der Wache eine Frau, die sich verfolgt fühlt. Vera, so der Name der Frau, will allerdings nicht so recht mit der Sprache heraus, so dass Ida ihr zuerst nicht wirklich helfen kann.
Doch Ida wäre nicht Ida, wenn sie an diesem Fall nicht dran bliebe. Kurz darauf wird ein Mann tot aufgefunden, offensichtlich mit irgendeinem Kampfstoff vergiftet. Vera gerät in Verdacht, handelt es sich bei dem Toten doch um einen Briten, mit dem sie eine Affäre hatte und der sie immer wieder misshandelte.
Ida glaubt nicht an Veras Täterschaft und beginnt wieder einmal auf eigene Faust zu ermitteln, dabei ist sie unter enormem Zeitdruck, denn am übernächsten Morgen soll sie zu ihrer Fortbildung abreisen. Mit ihrer Kollegin Heide gerät sie überdies in heftigen Streit und sie beginnt ihr zu misstrauen.
Ich fand schon den ersten Band um diese junge Polizistin ziemlich unrealistisch, doch der zweite ist für mich noch absurder, Idas Handeln und die Reaktionen der sie umgebenden Kollegen und Vorgesetzten völlig unplausibel. Dass man eine der kaum von den Männern anerkannten Polizistinnen derart agieren lässt, auf eigene Faust ermitteln, Vorschriften missachten, Regeln brechen und vieles mehr, ist nicht nachvollziehbar. Dass Ida dann schließlich auch noch in die Bewachung und Überwachung der Geldtransporte eingebunden wird, setzt dem Unsinn am Ende die Krone auf. Und natürlich bringt sie sich dadurch in Lebensgefahr und löst am Ende den Fall und alles drumherum ganz allein.
Auch stilistisch hat mich der Roman nicht überzeugt, den Kerstin Sgonina wieder unter ihrem Pseudonym Lea Stein veröffentlicht. Die Sprache ist einfach, vieles wird immer wieder wiederholt, die Stimmung und die Atmosphäre wird mühsam erschaffen, wobei dann manches Mal zu dick aufgetragen wird.
Insgesamt ein eher mittelmäßiger Roman, ohne rechte Spannung und mit einer wenig überzeugenden Protagonistin.
Lea Stein – Alte Schuld
Heyne, Januar 2024
Taschenbuch, 447 Seiten, 16,00 €
Schau auch hier: Lea Stein – Altes Leid