Leanne Toshiko Simpson – Never been better

⭐⭐⭐

Die Hochzeit meines besten Freundes mal anders

Dee, Matt und Misa, deren Alter man leider im Roman nicht erfährt, haben sich in einer psychiatrischen Klinik kennengelernt, in der sie alle drei wegen bipolarer Störungen Patienten waren, alle nicht zum ersten Mal.

Dee hat sich in dieser Zeit in Matt verliebt, der für sie damit nicht nur zu ihrem besten Freund wurde, sondern auch der Mann, von dem sie träumt. Dabei ist Matt, wie Dees Schwester Tilley nicht müde wird zu betonen, keineswegs attraktiv.

Doch statt Dee wird Matt nun Misa heiraten. Die drei waren ein eingeschworenes Team, doch nachdem Dee die Klinik hatte verlassen müssen, waren ihre Wege auseinandergegangen. Jetzt aber erhält Dee die Einladung zur Hochzeit, die auf einer exklusiven Inselgruppe stattfinden soll.

Zusammen mit Tilley reist Dee zu den sich über etliche Tage hinziehenden Feiern, obwohl sie es im Grunde gar nicht will. Sie glaubt, dem ganzen Rummel nicht gewachsen zu sein, aufgrund ihrer psychischen Störung. Und vor allem natürlich, weil es sie schmerzt, zu sehen, wie sehr Matt und Misa sich lieben.

Dennoch gibt es auch zwischen den Beiden Probleme, unter anderem weil Misa ihrer in japanischen Traditionen verfangenen Familie nie von ihrer Krankheit erzählt hat und deswegen nun permanent eine Rolle spielen muss. Währenddessen ist Tilley die einzige, die wirklich Spaß hat an diesen Veranstaltungen, findet doch all das in sündhaft teuren Hotels statt, mit Pomp und allem Schnickschnack.

Immer wieder treffen Matt und Dee oder Misa und Dee zusammen und führen lange Gespräche, weil sie gegenseitig jeweils die einzigen sind, die nachempfinden können, wie sich ihre Krankheit auswirkt, wie es ihnen geht, was sie fühlen und wie sie damit umgehen können oder müssen.

So brechen auch immer mehr Konflikte auf, zwischen Misa und ihren Eltern, zwischen Matt und Dee und auch zwischen Matt und Tilley, die ihm nicht verzeiht, dass er Schuld trägt am damaligen Rauswurf Dees aus der Klinik.

In dieser Form geht es das ganze Buch hindurch, ein Gespräch reiht sich an das nächste, die Gespräche drehen sich im Kreis, die Aussagen, Gedanken und Gefühle wiederholen sich permanent. Die gesamte Geschichte trägt sich während dieser Hochzeitsfeier zu – abgesehen von den ersten paar Seiten – das heißt, über 300 Seiten schildern jedes Event und eben jedes Gespräch in aller Ausführlichkeit.

Das führt dazu, dass bei aller Sympathie für die Figuren, die mit viel Empathie gezeichnet sind, bei allem Mitempfinden und Mitgefühl für ihre psychische Krankheit und deren gelungene Darstellung, dass trotzdem dem Roman das Tempo, die Handlung fehlt.

Die Autorin, wie ihre Figur Misa mit japanisch-kanadischen Wurzeln, lebt selbst auch mit einer bipolaren Störung, weiß also, wovon sie berichtet. Das merkt man, denn sie beschreibt sehr einfühlsam und verständnisvoll, was die Krankheit für die Betroffenen bedeutet.

Dennoch steht das zu allein im Mittelpunkt, um aus der Geschichte einen fesselnden Roman zu machen, so locker und leichtfüßig der Schreibstil auch ist. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, vor allem dank Tilley, der einzigen Figur, die sich ungezwungen benimmt.

So lässt mich der Roman mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Zum einen lernt man sehr viel über bipolare Störungen, was als sehr interessantes Thema  geschickt in einen Unterhaltungsroman verpackt wurde. Andererseits hat der Roman eben auch etliche Längen, die die Lektüre etwas zäh werden lassen.

Leanne Toshiko Simpson – Never been better
aus dem Englischen von Silke Jellinghaus
Rowohlt polaris, Juli 2024
Taschenbuch, 335 Seiten, 18,00 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert