Der Klappentext führt etwas in die Irre, denn anders als erwartet spielt der Roman nicht nur in den titelgebenden acht Stunden. Die Liebesgeschichte zwischen Noelle und Sam zieht sich (natürlich) sehr viel länger hin. Trotzdem – oder deswegen – liest sich der Roman sehr angenehm. Das liegt vor allem an dem sehr unterhaltsamen, wenngleich wenig herausfordernden Stil der englischen Autorin. Sie erzählt aus der Sicht von Noelle, einer jungen, wenig selbstsicheren Frau, von der Begegnung mit Sam, dem amerikanischen Bergsteiger, dem sie in einer Winternacht auf der Autobahn begegnet, als sie über viele Stunden eingeschneit festsitzen.
In diesen besagten acht Stunden erzählen sie sich viel aus ihren jeweiligen Leben, mehr als man normalerweise einem völlig Fremden berichten würde. In Noelle sorgt das für heftiges Flattern im Bauch und sie ist sehr enttäuscht, als Sam am folgenden Morgen, als der Verkehr wieder fließt, sich verabschiedet, ohne dass sie Kontaktdaten austauschen.
In den folgenden Wochen gerät sie immer wieder in Versuchung, nach ihm in den Weiten des Internets zu suchen, doch sie unterlässt es. Ein Grund ist, dass sie ihrem Ex-Freund Ed wieder begegnet, der Interesse an einem Wiederaufleben ihrer Beziehung zu haben scheint. Noelle hat jedoch wenig Zeit für ein Privatleben, da sie ihre kränkelnde Mutter betreuen muss, derweil sie im Grund ihres Herzens davon träumt, einen Blumenladen zu eröffnen und Floristikkurse zu besuchen.
Es kommt, wie es kommen muss, unverhofft begegnet sie Sam wieder, verliert ihn erneut, nur um kurz darauf wieder völlig unerwartet vor ihm zu stehen. All diese Begegnungen und Gespräche sind sehr lebensecht beschrieben, Noelles Gefühle mit wunderschönen Bildern gezeichnet, so dass sich die Leserin in die Ich-Erzählerin sehr gut hineinversetzen kann. Die Dialoge wirken wie aus dem wahren Leben gegriffen, die Figuren sind farbig und plastisch ausgearbeitet.
Und doch birgt der Roman wenig überraschendes, wartet mit all den üblichen Zutaten und Klischees auf. Es gibt die warmherzige, allerbeste Freundin, der die Hauptfigur all ihre Emotionen und Erlebnisse erzählt und die ebenfalls irgendwann ein eigenes Problem zu bewältigen hat, das aber recht schnell gelöst werden kann. Es gibt die üblichen Zweifel und Vermutungen, Geheimniskrämerei, Andeutungen. Es gibt die Vergangenheit beider Protagonisten, die aufgearbeitet werden muss. Und es gibt die sehr behutsam und schlüssig gezeigte Entwicklung der Heldin von der verzagten Tochter zur mutigen Floristin. All das ist vorhersehbar und auch das Ende ist dann keine wirkliche Überraschung mehr.
Dennoch habe ich den Roman sehr gerne gelesen, denn der Stil ist wirklich nett, passend, humorvoll, einfühlsam und flüssig. Die perfekte Lektüre für einen erholsamen Nachmittag, unterhaltsam, entspannend, nett.
Lia Louis – Acht perfekte Stunden
aus dem Englischen von Veronika Dünninger
Penguin, Januar 2022
Klappenbroschur, 383 Seiten, 13,00 €