Etwas zielloser Roman um eine verklemmte junge Frau
Dieser Roman war, laut Klappentext, in Italien ein Bestseller. Das kann ich leider nicht ganz nachvollziehen, denn die Geschichte um Oliva, die nach Paris reist, um ihre verschollene Tante zu suchen, ist weder spannend noch berührend und auch leider nicht gut geschrieben.
Oliva steht kurz vor ihrer Hochzeit mit einem angesehenen Anwalt, lebt immer noch zuhause bei ihren Eltern und kommt mit ihrem Leben nicht so wirklich zurecht. Gerade als sie ihren Job verliert, erhält sie ein Päckchen von ihrer seit Jahren verschwundenen Tante Vivienne. Die Schwester von Olivas Vater verließ damals nach einem heftigen Streit mit ihrem Bruder das Haus. Er verlangte daraufhin, dass die Familie den Kontakt zu ihr abbrach.
Vivienne ist so etwas wie das schwarze Schaf der Familie, doch wirklich viel weiß Oliva nicht über sie. Sie reist also nach Paris, um die Tante bei der Buchhandlung Shakespeare & Co. zu treffen. Doch die Tante taucht nicht auf. Stattdessen kommen immer neue Botschaften, neue Treffpunkte werden verabredet, doch zu einer Begegnung kommt es nicht.
In der Buchhandlung arbeiten viele verschiedene junge Leute aus aller Herren Länder, ohne Bezahlung, dafür gegen Kost und Logis. Auch Oliva schlüpft nun dort unter, hilft stundenweise im Laden und lauscht gebannt den Erzählungen und Gesprächen dieser unkomplizierten und modernen jungen Menschen. Sie selbst ist völlig verklemmt, taut nur sehr langsam auf.
Nach vielen Episoden ohne wirklichen Unterhaltungswert erfährt sie schließlich, was damals der Anlass für den heftigen Streit war und warum ihre Tante sich stets von ihr fernhält. Diese Auflösung schließlich wirkt wie aus einem altmodischen Heftchenroman und war für mich das Tüpfelchen auf dem I.
Der Roman ist mit Figuren überfrachtet, von jedem der jungen Menschen in der Buchhandlung erfährt man die Lebensgeschichte, was zu unzähligen Nebensträngen in der Handlung führt. Diese jungen Menschen gleichen sich, trotz der Vielfalt, am Ende dann doch sehr.
Vielleicht ist es aber auch wieder mal ein Fall von falschen Erwartungen aufgrund des Titels und des Klappentextes, der mich auf einen unterhaltsamen und berührenden Roman mit und über Bücher hoffen ließ.
Lorenza Gentile – Das Antiquariat an der Seine
aus dem Italienischen von Annette Lardschneider-Pedicini
Knaur, Dezember 2023
Taschenbuch, 335 Seiten, 12,99 €