Eine Autorin, die mit 14 Abitur macht und mit 22 ihr Medizinstudium beendet, schreibt nun auch noch einen Roman. In diesem Debüt erzählt sie von Sean Christophe, einem 24-jährigen Mann, der sich selbst in die Psychiatrie einweist, weil er unter heftigen Angststörungen leidet. Dort erhält er jeden Abend mysteriöse Anrufe, bei denen lediglich unverständliches französisches Kauderwelsch an sein Ohr dringt. Bis zu dem Tag, an dem er eine Verbindung zu erkennen glaubt zwischen den Anrufen und Dingen, die er täglich erlebt. So wie seine Entdeckung des Plakats mit dem titelgebenden Aufruf „Revolution morgen 12 Uhr“.
Der ganze Roman, in Ich-Form geschrieben, wirkt auf mich wie in einem Anfall heruntergeschrieben. Diese Wirkung ist vermutlich beabsichtigt, unterstreicht sie doch die Krankheitssymptome des Protagonisten. Sehr anschaulich schildert die junge Autorin die Vorgänge in der Klinik, den immer gleichen Tagesablauf, die Beziehungen zwischen den Patient:innen und das Verhältnis von Sean zu seinen Eltern. Dabei philosophiert der Protagonist über alles und jedes, bildet sich Urteile, hadert mit sich und seiner Umwelt.
Viel mehr geschieht nicht in diesem Roman. Auch als Sean, ein großer Fußballfan, zusammen mit anderen Patienten beschließt, nach Paris zu reisen. Es ist die Zeit der Fußballweltmeisterschaft 2018.
Das alles wird zwar in einer furiosen Bildsprache erzählt, mit ausgefallenen Metaphern und ungewöhnlichen Vergleichen. Dennoch hinterlässt mich der Roman sehr ratlos. Die Lektüre fühlt sich an wie ein hektischer Dauerlauf, man hat keine Zeit zum Atemholen, doch all das ohne jede Spannung, ein regelrechter Erguss, ohne Halt, ohne Höhepunkte, ohne Inhalt.
Dabei ist der Protagonist durchaus sympathisch, so konfus und orientierungslos, so einsam, wie er ist, möchte man ihn an die Hand nehmen, ihm den richtigen Weg zeigen.
Der Sinn des Buches blieb mir verborgen. Daran änderte auch ein gerade im Radio gehörtes Interview mit der Autorin nichts. Ihr gelang es auch dort nicht, zu vermitteln, was die Aussage des Buches sein soll. Schade.
Minu D. Tizabi – Revolution morgen 12 Uhr
Blumenbar, Juli 2021
Gebundene Ausgabe, 221 Seiten, 20,00 €