Ein Roman um einen liebenswerten Außenseiter, der sich ins Leben wagt.
Herman van Dusselen, ein junger, ganz allein lebender Mann, spielt am liebsten mit Murmeln. Er hat eine beachtliche Sammlung an Murmelbahnen, auf welchen er, je nach Stimmung, seine Glaskugeln rollen lässt. Einzige Bezugspersonen sind seine Tante und sein Onkel, da seine Eltern beide bereits verstorben sind. Sie haben ihm ein Auskommen vererbt, so dass er nicht arbeiten gehen muss.
Eines Tages bekommt er wie alle Anwohner eine Freikarte für den nahe gelegenen Vergnügungspark. Dort gibt es nicht nur eine riesige, beeindruckende Achterbahn, sondern auch den Zuckerwattestand von Jeanette. Entgegen seinem üblichen Naturell traut sich Hermann aus dem Haus, er beobachtet die Besucher des Parks, insbesondere diejenigen, die mit der Achterbahn fahren. Und er verliebt sich in Jeanette.
Doch es gibt Rückschläge, immer wieder verkriecht er sich zuhause, spielt mit seinen Murmeln. Und er erinnert sich, gegen seinen Willen, an seine Mutter. Und daran, wie sie starb. Diese Erinnerungen sind es, die ihn quälen, die ihn so lebensunfähig machen, wie er nun mal ist.
Der ganze Roman baut sich um die Gedanken Hermans herum auf. Wir folgen seiner Versponnenheit, seiner Absonderlichkeit, seinen quälenden Erinnerungen und seinen Wünschen und Hoffnungen. Trotz seiner Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen wagt er sich doch weiter, mal zwei Schritte vor, dann wieder einen zurück.
Im Grunde also ein Roman ganz nach meinem Geschmack, mag ich doch gerade solche Geschichte um skurrile Figuren, Sonderlinge und Außenseiter. Doch dieser Geschichte fehlt in meinen Augen etwas, ein bisschen Leben, ein bisschen Handlung, ein bisschen Spannung. Vieles, was im Zusammenhang mit Hermans Eltern und dem Tod der Mutter steht, wird frühzeitig deutlich, wenig geschieht ansonsten. So zieht sich der Roman an manchen Stellen dann leider etwas, so sympathisch der Protagonist ist und so einfühlsam die Autorin erzählt. Ganz konnte mich diese Geschichte nicht abholen, nicht überzeugen.
Nancy Olthoff – Augen zu und durch
aus dem Niederländischen von Steffen Haselbach
Droemer, April 2023
Gebundene Ausgabe, 253 Seiten, 20,00 €