Ein Roman über Sitzungen bei der Eheberatung, von denen man nichts mitbekommt. Tom und Louise sind schon länger verheiratet und haben zwei Kinder. Sie glauben, eine Eheberatung kann ihnen helfen. Sie haben zehn Termine bei einer Beraterin namens Kenyon. Vor jedem Termin treffen die Beiden sich im Pub gegenüber der Praxis, trinken ein Glas zusammen und reden. Vermutlich reden sie bei diesen Gelegenheiten mehr und vor allem offener miteinander als in vielen Jahren zuvor.
Dabei streiten sie nicht. Jedenfalls fast nicht. Sie sagen sich Wahrheiten, die sie in ihrer Ehe bislang für sich behalten haben. Die Dialoge sind dabei wie ein Ping-Pong-Spiel, sie werfen sich die Bälle zu und schlagen sie zurück, manchmal mit Verve, mal mit Gefühl und Verständnis. Tom und Louise schenken sich nichts. Doch ihre Gespräche sind schlagfertig und witzig. Und sie sind vor allem eins: authentisch.
Louise fühlte sich sexuell vernachlässigt und ist fremd gegangen. Damit hat Tom schwer zu kämpfen. Louise war auch diejenige, die den Termin bei der Eheberaterin vereinbart hat, Tom steht dem eher skeptisch, um nicht zu sagen ängstlich gegenüber. So findet er wiederholt Ausreden, um sich vor den Treffen zu drücken.
Zehn Wochen lang beobachten und belauschen wir die Beiden bei ihren teils absurden, oft weit abschweifenden Gesprächen. Wenn sie sich über die Fernsehvorlieben des jeweils anderen mokieren, wenn sie sich erinnern, wie sie sich kennenlernten und warum sie zusammenblieben – all das wird mit einer Leichtigkeit und Lebhaftigkeit dargestellt, dass sich die Leserin den beiden Protagonisten sehr nahe fühlt und ihnen von Herzen wünscht, dass sie wieder zueinander finden.
Die Dialoge sind so spritzig, wie man das von Nick Hornby gewohnt ist. Fast liest sich der Roman in seinen zehn Szenen wie ein Drehbuch, mit wenigen Regieanweisungen und viel Sprachakrobatik.
„Weißt du, wo das Problem liegt?“, sagt Louise, als sie am Fußgängerüberweg auf Grün warten. „Wir sind unterschiedlich gealtert. Ich finde, vierzig ist wie dreißig, nur dass man häufiger ins Fitnessstudio muss. Du findest, vierundvierzig ist wie fünfundsechzig, bloß dass deine Kinder jünger sind. Es ist noch nichts vorbei! Nichts ist vorbei! Wo ist dein Kampfgeist?“ (S. 51).
Wenn man allen Partnern in kriselnden Beziehungen dieses Buch zu lesen gäbe, Paartherapien würden künftig weniger Umsatz machen.
Ein klare Leseempfehlung – übrigens auch für alle in funktionierenden Ehen….
Nick Hornby: Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst
Kiepenheuer & Witsch, März 2020
Gebundene Ausgabe, 158 Seiten, 18,00 €