Bei diesem Roman darf man sich von Untertitel und Klappentext nicht in die Irre führen lassen. Denn Molly, das titelgebende Zimmermädchen ermittelt mitnichten. Sondern sie wird in einem Mordfall als Täterin verdächtigt und muss, zum Glück mit Hilfe von einigen guten Freunden, ihre Unschuld beweisen. Dabei ist es am wenigsten sie selbst, die ermittelt.
Denn Molly ist Autistin, ohne es selbst zu wissen. Was sie weiß, ist, dass sie anders ist als andere. In Rückblicken lernt man viel über sie, die bei ihrer – wie es scheint ebenfalls autistischen – Großmutter aufwuchs. So beispielsweise wie sehr sie in der Schule gemobbt wurde, wie die Kollegen im eleganten Regency Hotel sie ablehnen und ihr die schwersten Arbeiten zuschustern.
Die Geschichte wird dabei von Molly selbst in Ich-Form erzählt. Das ist durchaus bewundernswert, muss sich die Autorin, deren Debütroman dies ist, doch stark in ihre Protagonistin hineinversetzen. Die Sprache, die Auffassung von ihrer Umwelt, das (fehlende) Verständnis für die anderen Menschen, all das erfahren wir aus der begrenzten Sicht von Molly.
Sie findet eines Tages die Leiche des reichen Hotelstammgasts Mr. Black in seinem Schlafzimmer. Aufgrund der Hinterlist anderer Beteiligter gerät Molly in Verdacht, die Mörderin und darüber hinaus in Drogengeschäfte verstrickt zu sein. Wegen ihrer Naivität und ihrer Gutgläubigkeit verwickelt sie sich immer mehr in die Fälle. Da ihre Großmutter, deren Lebensweisheiten Molly stets parat hat, vor einer Weile verstorben ist, steht Molly ganz allein in der Welt. Doch Hilfe naht.
Der Roman ist weniger leicht oder humorvoll, sondern durchaus nachdenklich, fühlt man doch immer wieder mit der jungen Frau, die auch von der ermittelnden Kommissarin nicht mit Samthandschuhen angefasst wird. Ihre Blauäugigkeit, ihre Unfähigkeit, die Gesichtsausdrücke anderer Leute lesen und verstehen zu können, bringen Molly immer wieder in Schwierigkeiten. Auch weil sie den falschen Menschen vertraut.
Spannung kommt in diesem Kriminalroman kaum auf, denn die Leserin ahnt früh, wer hier die Bösen und wer die Guten sind. Nur bis auch Molly das begreift, dauert es etwas, was dazu führt, dass der Roman seine Längen hat, bei denen man sich etwas mehr Erzähltempo wünschen würde.
Die Protagonistin aber wächst bei der Lektüre dieses Romans sehr ans Herz und so könnte man sich durchaus eine Fortsetzung der Geschichte um Molly, das Zimmermädchen, wünschen.
Nita Prose – The Maid: Ein Zimmermädchen ermittelt
aus dem Englischen von Alice Jakubeit
Droemer, Februar 2022
Gebundene Ausgabe, 365 Seiten, 16,00 €