Peter Godazgar & Alexandra Kui – Harz aber herzlich

⭐⭐⭐⭐

Liebenswerter Krimi, der manchmal vom Thema abkommt, aber gut unterhält

Wenn zwei zusammen einen Roman schreiben, ergibt es sich wohl zwangsläufig, dass dann die Geschichte aus mindestens zwei Perspektiven erzählt wird. So auch in diesem warmherzigen und fröhlichen Kriminalroman um zwei sehr gegensätzliche Menschen (und einen Hund), die zusammen eine Mordserie in der kleinen Stadt im Harz aufklären.

Diese beiden Menschen, beide liebenswert und sympathisch, sind Polizeihauptmeister Andreas Anton und die neu im Ort angekommene Sensitivity Managerin des Tourismusbüros, Ariane Höft von Holten. Letztere entdeckt während ihres ersten Spaziergangs sogleich eine Leiche, abgestürzt von einem Aussichtspunkt dank eines maroden Geländers. Dies führt zu ihrer ersten Begegnung mit Andreas und seiner Hündin Frau Krause. Und es bleibt nicht bei dieser einen Leiche.

Daraus entwickelt sich eine manchmal herrlich komische, manchmal auch nachdenkliche und mit hochaktuellen Themen gespickte Geschichte. Verwicklungen und Missverständnisse, so, als Ariane Andreas vermeintlich dabei beobachtet, als er den Hitlergruß macht, sorgen für reichlich Spannung und Verwirrung. Dazu trägt auch die angespannte Situation zwischen Ariane und ihrer Frau Katja bei, während Ariane sich gleichzeitig zur Besitzerin des örtlichen Ladens hingezogen fühlt.

Immer wieder neue Verdächtigungen und die herrlich amüsanten Dialoge zwischen Ariane und Andreas, der sie stets nur „die Adlige“ nennt, machen aus dem Roman eine gut unterhaltende, witzige und fesselnde Geschichte. Die Figuren sind allesamt gut ausgearbeitet, dabei sind Klischees vermutlich gewollt und oft sehr geschickt eingesetzt. Die Running Gags um den Veganer Andreas und die gendernde und auf Achtsamkeit achtende Ariane werden nicht langweilig, sondern sind immer gut gesetzte Pointen. Die komischen und voller Andeutungen steckenden Kapitelüberschriften sind dabei das Tüpfelchen auf dem I.

Der Erzählstil ist wunderbar locker und leichtfüßig, ohne seicht zu werden, auch wenn man an mancher Stelle etwas hätte straffen können. Die Themen Klimawandel und Umweltzerstörung, Umgang mit Homophobie, mit Vorurteilen und Ausgrenzung werden nicht nur oberflächlich angesprochen, aber ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Zuviel des Guten. Das Ende, die Auflösung, ist dann allerdings ein bisschen sehr an den Haaren herbeigezogen, nicht so ganz überzeugend.

Ein Kriminalroman, der ein bisschen mehr als nur ein Krimi ist, mit Charakteren, die man gerne in weiteren Bänden wiedertreffen möchte.

Peter Godazgar & Alexandra Kui – Harz aber herzlich
rororo, August 2024
Taschenbuch, 397 Seiten, 14,00 €

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