Leichtfüßige Liebesgeschichte mit minimalem Tiefgang

Ein neuer Roman einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen, einer Garantin für gute Unterhaltung. Diese Geschichte allerdings nimmt sich nicht, wie die anderen Romane von McFarlane, eines wichtigen und schmerzhaften Themas an, bleibt daher ein wenig flacher als sonst.

Nichtsdestotrotz macht auch diese Geschichte sehr viel Freude, sind doch wie immer die Figuren sympathisch, mit Ecken und Kanten und mit Augenzwinkern gezeichnet. Und trotz der Vorhersehbarkeit des Happy Ends entsteht ziemlich viel Spannung durch immer neue Wendungen und Hürden, die der Protagonistin in den Weg gelegt werden.

Diese Protagonistin ist Roisin (zu gerne wüsste ich, wie man diesen Namen korrekt ausspricht). Sie ist Lehrerin, unterrichtet unter anderem eine sehr aufgeweckte zehnte Klasse. Seit fast zehn Jahren ist sie mit Joe liiert, einem immer erfolgreicheren Drehbuchautoren. Doch sie fühlt, dass sie sich auseinandergelebt haben, sie immer weniger verbindet.

Ein Wochenende auf dem Land mit der Freundesclique bringt die Eskalation, als Joes neues Filmwerk vorgeführt wird und Roisin erkennt, dass er darin, ohne sie zu fragen, peinliche Ereignisse aus ihrem Familienleben verarbeitet hat.

Joe verstrickt sich in immer mehr Lügen, so dass Roisin die Trennung fordert. Da kommt es gelegen, dass sie ihrer Mutter in deren Pub aushelfen soll. Lorraine, Roisins Mutter, ist ein sehr bunter Charakter, mit viel Humor und Empathie beschrieben. Sie sorgt immer wieder für peinliche Augenblicke in Roisins Leben. 

Bei dem Versuch, die Lügen Joes aufzudecken, bekommt Roisin Unterstützung von Matt, einem der Freunde aus der Clique. Dabei erfahren die Beiden immer mehr voneinander und kommen sich natürlich auch immer näher.

Ich habe diesen Roman, wie alle von Mhairi McFarlane, binnen weniger Stunden verschlungen, sozusagen in einem Schluck auf Ex. Die Geschichte, so voller altbekannter Tropes wie die Freundesclique, darunter die lesbische Freundin, die Hochzeit der besten Freunde, die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, sie auch sein mag, macht viel Spaß, ist fesselnd und wie immer ganz wunderbar leichtfüßig geschrieben. Sobald man den ersten Satz gelesen hat, kann man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Und dennoch hat mir diesmal etwas gefehlt. In ihren bisherigen Roman gefiel es mir besonders, dass die Autorin stets neben die übliche Liebesgeschichte ein schweres, berührendes Thema aufgriff. So beispielsweise das Ghosting im vorigen Buch. Das hat hier gefehlt, wenn man nicht die eigenwillige Lebensführung von Roisins Eltern als solches begreifen will. Dafür war das aber eigentlich zu nebensächlich. Ansonsten war das erwähnte Wochenende der Clique in einem gemieteten Schloss etwas sehr ausführlich beschrieben, zieht es sich doch fast über ein Drittel des gesamten Romans.

Dennoch, trotz der genannten Einschränkungen: Der Roman ist ein absolutes Lesevergnügen, wie immer. Und schon freue ich mich auf ihren nächsten.

Mhairi McFarlane – Between us – Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
aus dem Englischen von Maria Hochsieder
Knaur, Oktober 2023
Taschenbuch, 429 Seiten,  12,99 €