Natürlich könnte man für den Zweck, für den dieses Journal gedacht ist, auch jede andere Kladde oder jedes Notizbuch verwenden. Dann aber entgingen einem die netten, aufmunternden Sprüche, die kleinen, motivierenden Schreibimpulse und die Freude, die vielen Seiten mit den eigenen Ergüssen zu füllen.
Das Schreibjournal ist genau das, was es zu sein vorgibt: ein Tagebuch des Schreibens. Nach einem wirklich sehr kurzen Vorwort, Erläuterungen zu den vorgegebenen Spalten, bietet es gut 200 Seiten zum täglichen Notieren.
Dabei hilft es der Motivation einerseits deutlich auf die Sprünge, wenn man sich abends auf die Schulter klopfen darf für die vielen tausend Worte, die man am Tag zu Papier beziehungsweise zu Monitor gebracht hat. Andererseits birgt es das Risiko, zu frustrieren, wenn es dann leider heute eben deutlich weniger Worte waren als gestern oder, schlimmer, als geplant. Daher macht es durchaus Sinn, dass man auf den Tagesseiten auch eine Rubrik vorfindet, in der man einzeichnen kann, wie zufrieden man mit dem eigenen Fortschritt ist.
Es gibt viele Autorinnen und Autoren, die solche Art des Logbuchs führen. Von daher halte ich das vorliegende Journal, welches vorausgefüllte Rubriken bietet, durchaus für nützlich. Inwieweit man jedes einzelne Feld nutzt, muss am Ende jeder und jede selbst entscheiden. Als zusätzliche Motivation bietet sich auch immer eine Belohnung, sei es ein kurzer Spaziergang im Sonnenschein, ein entspannendes Schaumbad oder eine Tasse Kaffee mit einer köstlichen Praline. Für diesen Zweck wiederum macht eine derartige Fortschrittsverfolgung absolut Sinn.
Über das einfache Notieren des täglichen Schreiberfolgs bietet dieses Journal aber zusätzlich noch reichlich Schreibimpulse. Sehr hilfreich bei der berühmten Schreibblockade, die ja angeblich doch nur ein Phantom sein soll.
So gibt es neben dem täglichen „Motivationsboost“ zahlreiche Anregungen für Dialoge, respektive für das Üben des Schreibens von Dialogen. Beispielsweise wird ein Satz oder auch nur ein Satzanfang vorgegeben, mit welchem der Übungsdialog beginnen soll. Auch wenn das möglicherweise gerade überhaupt nicht zum eigenen Roman passt, an dem man schreibt, so lockert eine solche Übung genauso auf wie ein kurzes Entspannungstraining beim Sport.
Auch ohne es bislang tatsächlich ausprobiert, sprich genutzt zu haben, scheint mir dieses Journal durchaus hilfreich, und wenn man es nur für die ersten Tage oder Wochen nutzt, in denen man an seinem Roman schreibt. In jedem Fall ist es eine gute Ergänzung zu dem von mir vor einigen Wochen vorgestellten Buchplaner Sophie Heisenberg – Mein Buchplaner .
Ein Manko haben allerdings beide Bücher gemein: es lässt sich nicht gut und bequem hineinschreiben, da sich auch dieses Journal nicht plan öffnen lässt. Dafür hat es aber ebenso wie der Planer ein Lesebändchen, man muss also nicht lange nach der zuletzt genutzten Seite suchen. Dafür, auch das so wie bei dem Buchplaner, erfährt man hier ebenfalls nichts über die Urheberin des Buchs, und das obwohl sie ein Vor- und ein Nachwort verfasst hat. Schade und unverständlich.
Fazit: ein wie mir scheint nützliches Buch, das ich sicher bei Bedarf verwenden werde.
Adriana Popescu – Schreib mit! Das Schreibjournal für Schriftsteller*innen
Kampenwand, März 2021
Gebundene Ausgabe, 227 Seiten, 12,85 €