Ein typisches Dummies-Buch, mit all den bekannten Strukturen, den Symbolen, den Cartoons, dem Aufbau. Es ist ein für Anfänger sehr gut geeignetes und geschriebenes Nachschlagewerk, deckt es doch all die Bereiche ab, die einen angehenden Autor interessieren mögen. Axel Hollmann und Marcus Johanus sind bekannt durch ihren Kanal „Die Schreib-Dilettanten“, ein sehr unterhaltsames Programm für mehr oder weniger professionelle Schriftsteller. Beide sind dazu selbst Autoren, von Thrillern bzw. Fantasy-Romanen. Sie wissen also, wovon sie reden
Das Buch ist sinnvoll aufgebaut, beginnend mit allgemeinen Hinweisen und Hintergründen über das Handwerkszeug für das Schreiben von Romanen – Planen, Schreiben, Überarbeiten – bis hin zu den verschiedenen Wegen der Publikation.
Allerdings, und ich denke (oder hoffe), das war den beiden Autoren vorher bewusst: sie können das Rad nicht neu erfinden. Das heißt, fast alles, was sie in ihrem Buch darstellen, gibt es so und ähnlich schon in hundert anderen Büchern über das Schreiben – und zwar professioneller, detailreicher und tiefer gehender. Das ist nicht negativ gemeint, auch über Stricken oder über Fußball gibt es sicher Hunderte Bücher. Aber ich hatte doch den Eindruck, dass Hollmann und Johanus wenig bis gar keine neuen Erkenntnisse bringen. Über ihre eigenen Erfahrungen erzählen sie allerdings viel. Ständig erfährt man, wie sie es machen, so oft, dass es nach einer Weile doch ein wenig nervt.
Was mir zu rar gesät ist, sind gute Beispiele. Eben außer dem Verweis auf die Arbeitsweise der beiden Autoren selbst.
Ich bin eifrige Leserin des Blogs von Marcus Johanus, in welchem er kleine, feine Hilfen gibt. Die hätte ich gerne in diesem Buch wiedergefunden. Das war leider nicht der Fall, was aber vielleicht den Vorgaben des Formats der Dummies-Reihe geschuldet ist.
Was mir aber auf jeden Fall sehr gut gefallen hat, ist der Teil über all die Schritte, die nach dem Wort „Ende“ unter dem Manuskript folgen. Denn darüber schweigen sich die meisten Bücher zum kreativen Schreiben aus. Das ist wie bei einem Liebesfilm, der in der Regel mit der Hochzeit endet. Über den Alltag in der Ehe erfährt man nichts mehr. Und so erwähnen die wenigsten Schreib-Ratgeber all die Hürden und Probleme, die mit dem Korrigieren, Lektorieren und Veröffentlichen von Romanen zusammen hängen. Das tut dieses Buch von Hollmann und Johanus. Die Beiden verschweigen nicht die Schwierigkeiten, sie nennen die möglichen Kosten, beschreiben die Frustration und die Euphorie, die mit diesem Aspekt des Schreibens verbunden ist. Und sie geben viele nützliche, handfeste Informationen wie Namen, links und Webseiten von Verlagen oder Agenturen und all die anderen wichtigen Dinge, die ein Autor, der nur ans Schreiben denkt, gerne unterschätzt. Dabei gehen sie u.a. auch auf die Vor- und Nachteile von Self-Publishing im Vergleich mit Verlagsbüchern sehr detailliert ein. Hier ist dieses Buch eine wirklich hilfreiche Ergänzung zu den Büchern, die sich „nur“ mit dem Schreiben selbst befassen.
Der Schreibstil der Autoren dieses Handbuchs ist erfrischend, das Buch kann man flott und entspannt von vorne bis hinten durchlesen, einige humorige Zwischenbemerkungen lockern den an sich doch trockenen Stoff auf. Die einzelnen Themenkomplexe sind kurz und übersichtlich gehalten. Über die mehrfachen Wiederholungen von teilweise wortgleichen Sätzen und die leider auch vorhandenen Druckfehler kann man dabei hinwegsehen.
Alles in allem ist es ein empfehlenswertes Buch, es ist für Anfänger sehr gut geeignet, die eine Basis an Wissen über das kreative Schreiben suchen. Oder wie gesagt, als Nachschlagewerk. Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, sollte sich zusätzlich weitere Bücher zum Thema besorgen.
Axel Hollmann / Marcus Johanus: Romane schreiben und veröffentlichen für Dummies
Wiley-VCH, 1. Auflage März 2019
Taschenbuch, 346 Seiten
16,99 €