Die Gesetze des Blake Snyder! Wer braucht noch etwas anderes, um schreiben zu können. Nachdem ich dieses ultimative Buch nun endlich gelesen habe, verstehe ich, warum all die anderen Autoren und Autorinnen von Ratgebern über das Kreative Schreiben aus dem Buch von Blake Snyder zitieren und jedem und jeder raten, sich an seine „Gesetze“ zu halten.
Das Buch ist im Original 2005 erschienen und wurde in diesem Jahr vom Verlag in neuer Ausgabe herausgebracht. Blake Snyder, der bereits 2009 verstarb, ist ein in den USA bekannter Drehbuchautor, der hier all seine Tricks offenbart und das auf unnachahmliche Weise. Sein Stil ist so munter, humorvoll, selbstironisch und flott, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Und das ist für einen Ratgeber ja doch eher ungewöhnlich.
Dabei ist unbedingt festzuhalten und zu unterstreichen, dass all seine Tipps und Anregungen eins zu eins übertragbar sind auf das Schreiben von Romanen und Geschichten. Diese Tricks funktionieren nicht nur bei Drehbüchern. Natürlich hat man manches oder vieles auch schon anderswo gelesen – und ich habe wirklich viele Ratgeber übers Schreiben gelesen – aber noch nie fand ich alles so klar und leicht verständlich, so nachvollziehbar und nachahmbar, so herrlich frisch und locker formuliert.
Blake Snyder beginnt mit den unabdingbaren Zutaten für ein Drehbuch. Da ist zuerst die Logline, ohne die gar nichts funktioniert, ohne die man ein Drehbuch nie verkaufen können wird. Da ist die Entscheidung, in welches Genre das Buch gehören soll. Und da ist die Frage: wer ist der Held – wahlweise die Heldin – des Buchs.
Sind diese Fragen beantwortet, dann – und das ist das Beste an diesem Buch – kommen die „15 Beats“. Oder, mit anderen Worten, die Struktur des Drehbuchs. Hier liegt natürlich eine Plotform zugrunde, die sich an der altbekannten „Heldenreise“ orientiert. Nur sind diese Snyderschen Beats so perfekt und eingängig formuliert, dass es wie eine Offenbarung ist. Ich gerate ins Schwärmen, aber das ist hier durchaus angebracht. Diese 15 Beats, zu denen u.a. die Plotpoints, der Zentrale Punkt, aber auch „Spiel und Spaß“ oder „Alles verloren“ gehören, leiten dann im nächsten Schritt über zur Ausarbeitung der Szenen.
Hier bedient sich Snyder fast altmodisch einer Pinnwand oder einer Tafel, an welcher er die vier Teile eines Drehbuchs markiert und darin dann die 40 Karten anordnet, die den Handlungsablauf darstellen. Und diese Zahl ist verbindlich! Snyder erlaubt nur 40 Karten und keine einzige mehr. Auf diesen Karten werden die Szenen beschrieben, kurz, mit wenigen Worten, aber immer mit der Angabe des Konflikts und der Veränderung, die Held oder Heldin in dieser Szene durchmachen. Auch das ist etwas, das man als Autorin stets im Kopf behalten sollte: jede Szene ist wie eine Geschichte, ein Buch für sich, mit Anfang, Mitte, Ende, mit Konflikt und Entwicklung.
Hat man diese Aufgabe der Szenengestaltung mittels 40 Karten bewältigt, geht es an die „Fehlersuche“. Hier greifen die Snyderschen Gesetze, die schon aufgrund ihrer krassen, witzigen Benennungen definitiv im Gedächtnis bleiben: „Der Papst im Pool“ oder „Hinkebein und Augenklappe“. Letzteres beispielsweise bezieht sich auf die Beschreibung der Nebenfiguren, die sich den Zuschauern (oder Lesern) nur einprägen, wenn sie unverkennbare Merkmale haben, wie eben z.B. eine Augenklappe.
Zum Abschluss folgt noch ein Kapitel über die Vermarktung respektive Umsetzung des Drehbuchs. Auch das gefällt mir sehr gut, zeigt es doch einmal mehr, dass mit dem Wort „Ende“ unter einem Buch die Arbeit noch lange nicht zu Ende ist.
Das Buch „Rette die Katze“ ist in meinen Augen ein Lese-Muss für alle, die sich Autor oder Autorin nennen wollen. Und wer es liest, erfährt dann auch, was der Titel bedeutet …
Blake Snyder – Rette die Katze!
Autorenhaus Verlag, Dritte Auflage 2020
Gebundene Ausgabe, 204 Seiten, 19,99 €