Selbst wenn man sich von dem, inzwischen schon wieder erheblich abgeflauten, Hype um Marie Kondo nicht anstecken lässt, so muss doch zugegeben werden, dass manche ihrer Tipps durchaus nützlich sind. Vieles, was sie anregt, scheint mir übertrieben, vor allem ihr Ansatz ist für mich nicht nachvollziehbar, anderes hingegen schafft tatsächlich etwas mehr Ordnung im eigenen Leben.
Daher gebe ich offen zu, dass ich, seit ich ihrer Anleitung zum ordentlichen Aufbewahren von Kleidung folge, der Inhalt meiner Kleiderschränke und Kommoden sehr viel übersichtlicher und sinnvoller aufgeteilt ist, meine Kleidungsstücke platzsparender und geschickter aufbewahrt werden.
Es gibt im Netz unendlich viele Videos, in denen die selbsternannte Guru des Ordnens ihre Vorgehensweise erläutert. In denen gezeigt wird, wie mehr oder weniger berühmte Menschen sich von ihr ihre Wohnung und manchmal auch ihr Leben aufräumen lassen.
Alle diese Videos anzuschauen oder all die vielen anderen Bücher von oder über Konmari – so ihr Nickname – zu lesen kann man sich sparen, wenn man das vorliegende Buch studiert hat. Hier wird in komprimierter und dadurch gut lesbarer Weise das System dargestellt, anhand von Beispielen erläutert und mit kleinen, durchdachten Zeichnungen unterlegt.
Dabei durchläuft dieses Neuordnen, dieses Aufräumen die gesamte Wohnung und alle Lebensbereiche. Stets beginnt es damit, alles, was zu diesem Bereich gehört, zusammenzutragen. Und die Betonung liegt hier tatsächlich auf „alles“. Am Beispiel der Kleidung: jedes einzelne Stück, auch die auf dem Dachboden aufbewahrten Stücke, die im Keller überwinternden Sommerkleider, alles wird zusammengetragen und auf einen Haufen gebracht. Und dann beginnt das Sortieren.
Hier ist dann der Punkt, bei dem ich vorübergehend aussteige. Marie Kondo fragt bei jedem einzelnen Gegenstand, egal ob Pullover, Buch, Cremetube oder Kindheitsfoto: Macht es dich glücklich. Und nur das, was dich glücklich macht, bewahre auf.
Ich steige erst da wieder ein, als es an das Zusammenfalten und Zusammenfassen der Dinge geht. Hier kann ich ihr wieder folgen. Die Zeichnungen helfen hier, zu lernen, wie ich eine Hose, ein Hemd oder einen Rock so falte oder hänge, dass es Platz spart, dass es dem Kleidungsstück nicht schadet und dass es das Auge erfreut, den Schrank oder die Schublade zu öffnen.
Dieselben Schritte geht man vor, wenn man sein Bücherregal ausmistet – etwas für mich Unvorstellbares … – oder wenn man das Chaos auf und im Schreibtisch beseitigen will. Für all diese Bereiche gibt sie Tipps und Anregungen, zeigt, mit welchen Systemen sich die Schubladen einräumen und in Ordnung halten lassen.
Weiter geht es im Badezimmer, in der Küche, und genauso verfährt man mit dem Kleinkram, mit Erinnerungsstücken.
Kein Mensch muss diese Anregungen befolgen, aber ich vermute, dass es für jeden in diesem Buch den einen oder anderen Tipp gibt, dessen Umsetzung sich wirklich lohnt. Einfach mal hineinschauen in diesen kurzen, übersichtlichen Ratgeber. Ob man dann die vorgegebenen Seiten, in denen das Buch fragt, wie man sich beim Aufräumen gefühlt hat, ausfüllen mag, das muss jeder und jede für sich selbst entscheiden.
Marie Kondo – Alles in Ordnung
aus dem Japanischen von Cordelia Suzuki
rororo, Dezember 2021
Taschenbuch, 143 Seiten, 15,00 €