Dass wir in unserem Alltag viele eingewanderte Wörter verwenden, ist nicht neu. Jeden Tag sprechen wir von Computer, Fisimatenten oder ähnlichem. Aber aus unserer Sprache sind auch ganz viele Wörter ausgewandert, in alle Himmelsrichtungen und zu allen Zeiten.
Davon erzählt Matthias Heine in seinem Buch, das etliche Beispiele aufzählt. Viele davon sind bekannt, zum Beispiel Rucksack oder Kindergarten. Aber wer hätte gewusst, dass in Samoa das Wort „Fünfer“ angekommen ist oder im Ungarischen das Wort „Kupplung“.
Besonders spannend fand ich auch den „Perückenmacher“ im Russischen oder das „Hofbräuhaus“ in Korea – obwohl, das wundert dann doch eher nicht.
Interessant sind dabei die Geschichten dahinter, wie und warum kam dieses deutsche Wort in das fremde, oft weit entfernte Land. Bei manchen überrascht die Erklärung nicht, wenn zum Beispiel die Auswanderer das Deutsche mitnahmen nach Amerika. Aber wie kam der „Schraubenzieher“ ins Serbokroatische? Dabei erkennt man als Deutsche das Wort dann oft gar nicht wieder, wird es doch in den Sprachduktus und natürlich auch in die Schrift des Auswanderungslandes übernommen.
Weniger überraschend, dafür eher erschreckend ist, dass das Wort „Nazi“ in sehr vielen fremden Sprachen eingewandert ist. Hier muss man sich eher nicht fragen, woher das kommt, fürchte ich.
Andere Ursachen für das Auswandern respektive das Einwandern eines deutschen Wortes in eine andere Sprache sind Grenzverschiebungen. So kam beispielsweise der deutsche Ausdruck „Hab und Gut“ nach Dänemark, wo er heute in der Form habengut in derselben Bedeutung wie im Deutschen verwendet wird.
So geht es durch das ganze sehr unterhaltsame und interessante Büchlein von Matthias Heine. Über den Autor selbst erfährt man hingegen leider nichts in dem Buch, das man immer mal wieder zur Hand nehmen kann, um zum Beispiel nachzulesen, wieso man in Island vom „Besserwisser“ spricht.
Matthias Heine – Ausgewanderte Wörter
DuMont, Juli 2022
Gebundene Ausgabe, 135 Seiten, 20,00 €