Anrührender, aber wenig überraschender Entwicklungsroman um eine unentschlossene junge Frau
Ein Roman um Trauer und Zusammenhalt, um Selbstvertrauen und natürlich um die Liebe. Das Ganze ist verpackt in eine nicht neue, aber recht berührende Geschichte, die allerdings ausgesprochen vorhersehbar verläuft.
Das führt dazu, dass auf den über 400 Seiten keine rechte Spannung aufkommen will. Dennoch macht die Lektüre Freude, denn die Figuren sind sympathisch und authentisch. Allerdings führt hier auch wieder einmal der Klappentext sehr in die Irre.
Denn der dort erwähnte und somit thematisch herausgehobene Buchclub, den die Protagonistin Beth mit dem alten Herrn in der Nachbarschaft gründet, wird erst nach vielen Seiten zum ersten Mal angedeutet und verliert danach recht schnell wieder an Bedeutung.
Worum geht es: Die ziemlich unzuverlässige Beth, mit Anfang Dreißig immer noch bei ihren Eltern wohnend, wechselt ständig ihre Jobs, keine Beziehung ist von Dauer und jeder Verantwortung weicht sie stets erfolgreich aus. Das muss sich jedoch schlagartig ändern, als Beths Schwester einen schweren Autounfall hat, bei dem ihr Mann ums Leben kommt. Zur Überraschung aller hatten die beiden ausgerechnet Beth dazu bestimmt, Vormund ihrer beiden Kinder zu werden.
So muss Beth, die keinerlei Erfahrung hat weder in der Kinderbetreuung noch im Führen eines Haushalts, nun für den vierjährigen Ted und die vierzehnjährige Polly sorgen, die natürlich beide zudem noch von dem Unfall ihrer Eltern traumatisiert sind. Doch Beth rauft sich mit ihnen zusammen, erträgt auch mehr oder weniger geduldig die liebevolle Tyrannei ihrer Mutter, der sie nichts recht machen kann und schafft es so, den Kindern die Mutter halbwegs zu ersetzen.
Und das trotz der Probleme, die sich plötzlich daraus ergeben, dass ihr langjähriger, natürlich immer nur platonischer Freund Jory sich auf einmal für eine andere Frau zu interessieren scheint. Hier wurde mir der Roman zu seicht, so absehbar und zu klischeehaft. Nichts überrascht in diesem Handlungsstrang, die Entwicklung der Geschichte ist absolut vorhersehbar. Das ist ein bisschen enttäuschend, auch weil keinerlei Spannung entsteht. So hätte der Roman durchaus auf gute hundert Seiten verzichten können, hätte dadurch sicher einiges an Dramatik und Spannung gewonnen.
Ein netter, sowohl unterhaltsamer wie berührender Roman mit wenig Überraschungspotenzial.
Sarah Turner – Hinter den Wolken wartet die Sonne
aus dem Englischen von Angela Koonen
Lübbe, April 2023
Taschenbuch, 447 Seiten, 12,00 €