Silke Neumayer – Keine Spaghetti sind auch keine Lösung

⭐⭐⭐

Klischeelastiger Abklatsch ähnlicher Romane um Freundinnen, die eher keine sind

Wer „Die Dienstagsfrauen“ von Monika Peetz gelesen oder als Filme im Fernsehen gesehen hat, kann sich diesen Roman sparen. Denn was Mia, Poppy, Schröder und die zwar verstorbene, aber irgendwie immer anwesende Amelie erleben, ist nicht viel mehr als eine leicht abgewandelte Kopie.

Besagte Amelie ist vor einigen Jahren in die Toskana ausgewandert, plötzlichen Anwandlungen, Künstlerin sein zu wollen, folgend. Dort erwarb sie eine Behausung, von der ihre drei in Hamburg verbliebenen Freundinnen – alle etwa Mitte Fünfzig – annehmen, es handele sich um ein schmuckes Castello. Als Amelie jedoch plötzlich stirbt und die drei anderen sie beerben sollen und deswegen spontan nach Italien aufbrechen, erweist sich das angeblich herrschaftliche Anwesen als Bruchbude, Amelie als wenig künstlerisch begabt. Und ihre jahrzehntealte Freundschaft als nicht sehr haltbar.

Leider aber entwickelt sich spätestens ab jetzt die Geschichte zu einem einzigen Klischee, mit allen allzu bekannten Zutaten. So sind die Hauptfiguren der typische Zusammenfall aller Stereotypen: die Gluckenmutter, die glaubt, ihre Familie kann nicht ohne sie; die toughe Geschäftsfrau, männerverschlingend und gleichzeitig unfähige Mutter; die einsame Singlefrau, zu dick, zu gutmütig, zu alles. Und dann gibt es natürlich die Ehefrau, deren Mann sie ständig betrügt; diejenige, die eine Krebserkrankung überstehen musste sowie die, die ständig Tabletten schluckt; die Freundin, die mit dem Mann der anderen eine Affäre hat und diejenige, die den Sohn der anderen vernascht (Doppelnennungen sind vorhanden). Gekrönt wird das Ganze dann vom irre gut aussehenden Italiener in der Nachbarvilla.

Geschrieben ist das Ganze ja halbwegs unterhaltsam, nur fragt man sich immer wieder, wieso der Klappentext behauptet, die drei Frauen wären Freundinnen. Sie vertrauen einander nicht, sie streiten ständig, sie verheimlichen einander gerade die wichtigen Dinge in ihrem Leben.

Aber die Ereignisse sind so überstrapaziert, so aufgebauscht die Probleme und das Ende dann natürlich so zuckersüß, wenn sich alle wieder liebhaben, dass mich der gesamte Roman zwar eine Weile unterhalten konnte, insgesamt aber eher enttäuscht hat. Dabei sind die Figuren nicht einmal unsympathisch, auch wirken sie, von den Klischees abgesehen, halbwegs lebensecht, aber alles ist dann doch arg überzogen. Dazu viel Sonne, Tomate und Mozzarella und dolce far niente.

Es ist zu hoffen, dass es nicht, wie bei den „Dienstagsfrauen“ mehrere Fortsetzungen gibt.

Silke Neumayer – Keine Spaghetti sind auch keine Lösung
Ullstein, März 2024
Taschenbuch, 304 Seiten, 12,99 €

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