Dies ist der zweite Roman, den der Autor bereits über seinen Protagonisten Simon Harper veröffentlicht. Diesmal begibt sich der frühere Elitesoldat aus eigenem Antrieb auf die Suche nach der Lösung in einem vertrackten Fall.
Simon Harper beobachtet ein Gespräch zwischen einem jungen Mädchen und einem jungen Mann. Dies empfindet er als seltsam und fühlt sich daraufhin bemüßigt, den Dingen auf den Grund zu gehen, vor allem nachdem besagter junger Mann plötzlich verschwindet.
Leon, so der Name des jungen Mannes, ist Pfleger in einer Klinik. Deren Leiter, Professor Mertens, forscht nach einer Heilmethode für Demenz. Während Simon Harper sich in diese Vorgänge vertieft, wird er gleichzeitig von einem Mörder verfolgt, was in Zusammenhang steht mit Ereignissen, die im ersten Band des Autors geschildert wurden.
Wenn diese Geschichte auch nicht einer gewissen Spannung entbehrt, so ist sie andererseits auch etwas sehr überfrachtet. Und weist meiner Meinung nach einige erhebliche Logiklücken auf. Deren erheblichste schon allein das Ausgangsszenario ist. Warum sollte ein Mann, der möglichst unauffällig arbeiten sollte, wenn er Aufträge seiner Mandanten erfüllt, welche sich meist um die Lösung gewisser Probleme drehen, warum sollte so ein Mann sich unaufgefordert in anderer Leute Angelegenheiten mischen? Leuten, die er weder kennt noch die das wünschen? Ein Mann, der noch dazu darum weiß, dass ein anderer ihm nach dem Leben trachtet?
Für mich scheitert der Roman daran. Wenn für mich die Motivation einer Hauptfigur fragwürdig ist, finde ich nicht wirklich Zugang zu Plot und Protagonist. Stilistisch ist nichts zu bemängeln an dem Roman, wenn er auch recht klischeelastig ist. Denn vor allem Simon Harper ist meines Erachtens ein wandelndes Klischee, der typische „einsame Wolf“ mit militärischer Ausbildung, der stets alles mit höchstens kleinen Kratzern überlebt.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die viel zu ausführlichen Rückblicke, die immer wieder den durchaus spannenden Handlungsfluss unterbrechen, die auch nicht wirklich Erhellendes zum aktuellen Plot beitragen. Um eine Figur zu vertiefen, gibt es andere Stilmittel als häufige Rückblenden.
Ein spannender, thrillerähnlicher Roman mit Verbesserungspotential.
Stephan Michels – Harper: Collateral Damage
Ruhrkrimiverlag, Mai 2022
Taschenbuch, 267 Seiten, 14,00 €