Cozy Crime mit zwei alten Damen als Hobbyermittlerinnen – nett und unterhaltsam
Margret und Elizabeth, hager und energisch die eine, mollig und empathisch die andere, leben in einer Art Wohngemeinschaft in einem kleinen Örtchen in Kent. Beide haben schon ein höheres Alter erreicht und langweilen sich die meiste Zeit, denn so idyllisch – und typisch englisch – Rosefield auch sein mag, es ereignet sich wenig und man kennt sich gegenseitig.
Doch als der lang vermisste Erbe des örtlichen Herrenhauses wieder auftaucht und sich weitere unerwartete Dinge zutragen, werden die beiden Damen aktiv. Dabei ist Margret das Hirn und Elizabeth das Herz des Duos. Denn vor allem Margret ist ungemein fix im Kombinieren und durchschaut flugs die Umtriebigkeiten so mancher dunklen Gestalt. Derer gibt es einige, wie die Unbekannte, die im Ort auftaucht, oder die junge Grace, die im Pfarrhaus als Pflegekind wohnt.
Was allerdings ehrlich gesagt auch nicht so schwer ist, denn die Autorin platziert die Hinweise so auffällig, dass man schon blind sein müsste, um sie zu übersehen. Die Spuren sind so breit wie eine sechsspurige Autobahn, so dass nur der unfähige Kommissar sie nicht erkennt. Der wohl, so die häufigen Andeutungen, bereits einmal des zweifelhafte Vergnügen hatte, von Margret bei einer Ermittlung quasi überholt worden zu sein. Das irritiert ziemlich, denn es gibt keinen Vorgängerband, auf den Bezug genommen wird. Da hätte die Autorin geschickter die Details des alten Falles einbauen müssen, aber sei es drum.
Auch wenn sich, vor allem in der ersten Hälfte des Romans, die Dialoge über zu viele Seiten erstrecken und dadurch wenig geschieht und alles nur berichtet wird, macht die Geschichte, wenn sie die Leserin erstmal gepackt hat, Spaß. Ein wenig im Agatha-Christie-Stil führt Margret schließlich alle Beteiligten zusammen, um ihnen die Auflösung zu präsentieren. Doch danach wird es dann erst richtig spannend.
Susanne Arnold gelingt es vor allem, das Lokalkolorit zu erschaffen, diese typisch englischen Dorfgemeinschaften, in denen jeder jeden kennt und alle irgendwie miteinander in Beziehung stehen. Zwar ist dadurch das Figurentableau etwas umfangreich, so dass man manchmal den Überblick verliert, die Figuren jedoch sind liebevoll und charakteristisch dargestellt.
Vielleicht langweilen sich Margret und Elizabeth ja bald wieder und müssen einen neuen Fall aufklären.
Susanne Arnold – Das Blau der Veilchen
Dryas, Februar 2023
Taschenbuch, 328 Seiten, 14,00 €